Heuchlerische Neutralität im Journalismus. Kommentar zur aktuellen Tagesschau-Berichterstattung
- Sarah Maria Sander
- 27. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Feb.
An die Redakteure der Tagesschau.
War es wirklich notwendig, an diesem schweren Tag die Aussagen von Terroristen in eure Berichterstattung über die Beerdigung von Shiri, Ariel und Kfir Bibas einzubeziehen?
Falls ihr im Namen einer sogenannten journalistischen Neutralität handelt – bei der jede Aussage beider Seiten, unabhängig von deren Quelle, berücksichtigt werden muss, auch wenn die eine Seite eine jihadistische Terrororganisation ist, deren Propaganda keinerlei moralischen Maßstab, Menschlichkeit oder Wahrheitsanspruch kennt – dann gratuliere ich euch. Ihr habt in diesem Fall alles richtig gemacht.
Weil ihr in diesem Satz weder die Hamas als Terrororganisation bezeichnet noch ihre Aussagen als kalkulierte Propaganda kennzeichnet, und indem ihr nicht erwähnt, dass israelische Gerichtsmediziner nach ihrer Untersuchung festgestellt haben, dass die beiden Kleinkinder von Terroristen in Gaza ermordet wurden – unter brutalsten Umständen, indem ihre kleinen Körper so entstellt wurden, dass es wie Opfer eines Luftangriffs aussah – verstärkt ihr ungewollt die verzerrte Darstellung der Ereignisse. Ihr helft dabei, einen demokratischen Rechtsstaat, der auf grausamste Weise angegriffen wurde, und dessen Bürger unermessliches Leid ertragen mussten, mit einem islamistischen Todeskult gleichzusetzen.
Wenn ihr glaubt, dass die Menschen eure scheinheiligen Berichte nicht durchschauen können, irrt ihr euch. Es mag euch vielleicht genügen, einen sachlichen Bericht über das Schicksal der Familie Bibas zu veröffentlichen, aber durch das Fehlen von Kontext, Halbwahrheiten und eurer heuchlerischen Neutralität im Angesicht unvorstellbaren Grauens schadet ihr weit mehr, als ihr euch vielleicht vorstellt.
Eure Berichterstattung verharmlost die Hamas und einem Teil der Zivilisten in Gaza, die für diese unvorstellbare Brutalität gegenüber dem israelischen Volk verantwortlich sind. Sie lenkt die Menschen, die euren Nachrichten vertrauen, in eine Richtung, die dazu führt, dass der Großteil der Gesellschaft kein Mitgefühl für tote Israelis aufbringt und den 7. Oktober relativiert.
Die Kommentarspalte unter eurem Beitrag wird euch das von alleine beweisen. Die zynischen, verrohten und fehlgeleiteten Stimmen sind ein direktes Ergebnis eurer „journalistischen Neutralität“.

Hast du diesen Kommentar auch an die Tagesschau geschickt. Und wenn ja, gab es darauf eine Antwort?
Liebe Sarah Maria Sander,
Sie sprechen mir in diesem Beitrag aus der Seele! Auch ich rege mich regelmäßig über die manipulativen Berichterstattungen der Tagesschau auf, weil sie immer wieder ausführlich weinende Palästinenserinnen mit Kindern oder verwundete Palästinenser zeigen oder im Interview zu Wort kommen lassen und dadurch manipulativ auf die Gefühlsebene der Zuschauer einwirken! Wo bleiben die Interviews mit betroffenen Israelis? Wo bleiben die Bilder der zerstörten Häuser und Leben der jüdischen Menschen? Unterm Strich schneidet in deren Berichterstattung bedauerlicherweise immer Israel bzw. die IDF schlecht ab! Das ist einfach furchtbar! Auch ich habe schon an die Tagesschau geschrieben - habe aber noch nicht einmal einen Satz von ihnen zu meinem Schreiben zurückbekommen.
Leider sind diese manipulativen Darstellungen und Verzerrungen…
Danke für diese klare Analyse - man könnte jeden Tag Vergleichbares schreiben, weil die Darstellung so unfassbar distanziert ist. Objektiv in dieser Auseinandersetzung sein wollen heißt sich zur Stimme des Terrors zu machen.
Ich setze mich gerade in ähnlicher Weise mit dem Deutschlandfunk auseinander, habe eine Beschwerde beim Hörfunkrat eingelegt.